Von Menschen, die erzählen, man dürfe nicht mehr sagen, was man denkt ….
Welchen Satz hört und liest man heute in unserem Land täglich und mehrfach?
„Man darf ja nicht mehr sagen, was man denkt“.
Wo hört und liest man das? Richtig, beim Einkaufen, beim Stammtisch, beim Schwätzle mit Nachbarn, beim Gespräch am Arbeitsplatz, bei unzähligen frei und eigenproduzierten Beiträgen in den sozialen Medien, bei Umfragen im Radio und im Fernsehen zur besten Sendezeit und vor Millionenpublikum. Also eigentlich überall! Was für ein offensichtlicher und krasser Widerspruch!
Täglich Abermillionen von Meinungen, die im ganzen Land frei geäußert werden, ohne Zensur, ohne Repressalien. Und das ist gut so!
Wie also kommen immer mehr Menschen dann auf die Idee zu behaupten, sie dürften in unserer freiheitlichen Gesellschaft, in der Meinungs- und Pressefreiheit verfassungsrechtlich geschützt und garantiert sind, nicht mehr sagen, was sie denken? Nur ein Denkfehler oder was steckt eigentlich dahinter?
Ein Erklärungsversuch. Vielleicht haben es viele dieser Menschen verlernt oder auch gar nicht erst gelernt, mit anderen so zu kommunizieren, dass man sich gegenseitig zuhört und respektvoll miteinander spricht. Dass man andere Meinungen zunächst mal akzeptiert und dann, wenn man dazu bereit ist, auch darüber zu diskutieren und gegenseitig Argumente austauscht. Ergebnis offen. Man darf sogar bei seiner Meinung bleiben, auch wenn sie nachweislich falsch sein sollte. In diesem Fall muss man es halt ertragen, dass man zu hören bekommt: „Da liegst Du falsch, denk doch nochmal nach, ehe Du etwas dazu sagst“.
Vielleicht gibt es in unserer Gesellschaft inzwischen aber auch viele Menschen, die gar kein Interesse mehr an einem Gespräch, an einer Diskussion mit Anderen haben und viel lieber ganz einfach bei ihrer Meinung bleiben ohne sie zu hinterfragen? Die sich nur mit Gleichgesinnten austauschen, wenn überhaupt, und sich auch nicht mit Fakten beschäftigen wollen, die nicht in ihr Weltbild passen? Dann steht dazu. Auch das ist in unserer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft erlaubt. Das unterscheidet uns von Diktaturen und undemokratischen Staaten!
Lassen wir es aber nicht zu, dass durch täglich wiederholte falsche Behauptungen über eine angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit unsere Demokratie schlecht geredet und diskreditiert wird. Dieses Narrativ ist perfide und voller Gift. Wer so argumentiert ist feige und stellt sich als vermeintliches Opfer dar. Ein gängiges Muster von Populisten und Extremisten. Darauf dürfen wir nicht länger hereinfallen.